http://www.rafinfo.de/faq/mitglieder/wer_gehoerte_zu_welcher_generation.170.php

Wer gehörte zu welcher Generation?

Frage: Für mich wäre es wichtig und interessant, welche wichtigen Personen zu welcher Generation gehörten.
Frage von Daniela (13.05.2003)

Antwort:

Zunächst einmal ist wichtig darzustellen, dass es keine "Generationen der RAF" gegeben hat!! Christian Klar hat dazu in einem Interview dargelegt: "Die 'Generationen', das ist ja nie unser Begriff gewesen. Das kommt aus den propagandistischen Bedürfnissen der Verfolger, die z.B. nach 1972 oder nach 1977 erklären mussten warum es nach der 'Zerschlagung' trotzdem weiterging."

Soweit dazu. Sehr viel näher kommt man dem "Projekt RAF", wenn man es in drei "historischen Linien" zusammenfasst. Da wäre zum einen die so genannte "Stammheim-Linie" (mit der "Folter"-Argumentationslinie) sie endet am 17. Oktober 1977 mit den Selbstmorden in Stammheim.

Die zweite bezeichne ich als "Europa-Linie"; nach der Ratifizierung des "Nato-Doppelbeschlusses", also der Aufrüstung Westeuropas mit atomaren Waffen gegenüber der sowjetischen SS-20-Raktenrüstung, mit dem gleichzeitigen Angebot an die UdSSR über eine gemeinsame Abrüstung zu verhandeln, versuchte die RAF sich als Avantgarde an die Spitze der westeuropäischen Friedensbewegung zu setzen - was misslang. Gleichzeitig versuchte sie mit der "MIK- und FRONT- Argumentationslinie" ["Militärisch-Industrieller-Komplex"] eine "Einheit der Revolutionäre in Westeuropa" zu schmieden [s.dazu das so genannte "Maipapier 1982" - " Guerilla, Widerstand, Antiimperialistische Front [1]"]- was ebenfalls misslang. Diese zweite Linie endet ~1988.

Die "dritte Linie" kann als "Reform-Linie" betrachtet werden. Hier versuchte sie sich auf die gesellschaftlichen Veränderungen und die Reflektion eigener Entwicklung zu stellen; was insbesondere auch auf den Niedergang des real-existierenden Sozialismus, den Zusammenbruch des Ostblocks und den Fall der DDR zurückzuführen ist. Mit der "Reform-Argumentationslinie", der Aufgabe "militärischer Intervention" ["Guerilla sozialer Bewegungen"] geriet die RAF endgültig ins Abseits [s. dazu die Erklärungen des Jahres 1982]. Auch die "Reform" ist der RAF nicht gelungen - folgerichtig ihr Entschluss im Frühjahr 1998: "Hiermit beenden wir das Projekt RAF!"

Zitieren wir noch einmal Christian KLAR: "Die Gefangenen hatten schon 1989 die Fortdauer der RAF öffentlich zur Diskussion gestellt, aber von draußen nicht die Unterstützung dafür bekommen, die den alten Rahmen gesprengt hätte. Kurz darauf haben die weltweiten politischen Umbrüche dann alles Alte überrollt. Jetzt verstellt ein Haufen Trümmer den Blick zurück."

Christian KLAR: "Die RAF gehört in eine ganz bestimmte Zeit, in die 70er und 80er Jahre. Sie ist inzwischen Geschichte ..."

So. Was zu den zuzuordnenden Figuren zu sagen wäre, so sind die Personen bis 1981 relativ einzuordnen und auch bekannt; das gilt aber schon nicht mehr ganzheitlich für die 80er und die restlichen 90er.

PS: Der Autor ist Konfliktforscher mit dem Schwerpunkt: Deutscher Linksterrorismus mit seinen internationalen Links; er lebt und arbeitet in Berlin - und ihm geht das öffentliche Gefasel von den "Generationen" furchtbar gegen den Strich :-))

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung

Antwort von Lothar F. Roth [info_brokerde@yahoo.de] (20.05.2003)

Antwort:
Siehe auch:
Tobias Wunschik - Die zweite Generation der RAF 1976-1996 [2]
Antwort von Andi (30.05.2003)


Verweise

[1] http://www.rafinfo.de/archiv/raf/raf-5-82.php
[2] http://www.extremismus.com/texte/raf2.htm