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Adornos letzte Vorlesungen an der Uni Frankfurt wurden von Studenten gesprengt, da sich Adorno und Horkheimer immer gegen revolutionäre Praxis in einer Situation, die nicht objektiv revolutionär ist, gesperrt haben. Das wurde ihnen zum Vorwurf gemacht. Der Vorwurf lautete, dass sie aus ihrer in der Tat radikalen Gesellschaftskritik keine praktischen Schlüsse zu ziehen bereit seien. Den Bruch zwischen Theorie und revolutionärer Praxis markiert das Buch "Die Dialektik der Aufklärung", er kündigt sich allerdings schon in diversen Aufsätzen während des zweiten Weltkrieges an: Das Proletariat steht nicht mehr als Demiurg der Geschichte zur Verfügung, das Kontinuum von Theorie und Praxis ist abgeschnitten. Als Vergleich für die frühere Auffassung ist dagegen der Aufsatz von Max Horkheimer "Traditionelle und Kritische Theorie" sehr lehrreich.
Herbert Marcuse wurde, zu Unrecht, als Ziehvater des Terrorismus bezeichnet, da dieser im Gegensatz zu Horkheimer und Adorno revolutionäre Praxis nicht als versperrt angesehen hatte. Für ihnen waren die Afro-Amerikaner, Hippies, Studenten, Marginaisierte und Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt potentielle revolutionäre Subjekte. Der Avantgarde Anspruch der RAF hatte er wie Adorno und Horkheimer als völlige Anmaßung betrachtet.
"In einem geschichtlichen Augenblick aber, da allerorten Praxis abgeschnitten dünkt, die aufs Ganze sich bezöge, mögen selbst armselige Reformen mehr Recht annehmen, als ihnen an sich gebührt." (Adorno - Eingriffe, 1962)
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