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Verfassungsschutzbericht 1982

3.2 Rote Armee Fraktion (RAF)

Erstmals im Juni 1982 wurde im Bundesgebiet die Schrift "Guerilla, Widerstand und antiimperialistische Front" verbreitet, die mit "Rote Armee Fraktion, Mai 1982" unterzeichnet ist. In der 20seitigen Schrift stellt die RAF ihre Entwicklung seit 1977 dar und fordert die Bildung einer "antiimperialistischen Front", in der "militärische Angriffe, einheitliche koordinierte militante Projekte, ..." und "... politische Initiativen zur Vermittlung der Politik, ..." zusammengefaßt werden sollen, wobei die RAF innerhalb dieser Front einen Führungsanspruch erhebt.

Am 15. September 1982 erbeuteten drei bewaffnete und maskierte Frauen bei einem Raubüberfall auf eine Zweigstelle der Sparkasse Bochum rd. DM 118.000, Sie flüchteten in einem Fahrzeug, das später etwa 300 m vom Tatort entfernt verlassen aufgefunden wurde. Es war rd. 10 Tage vor der Tat in Düsseldorf gestohlen worden. Bei dem Raubüberfall handelte es sich, wie u. a. Fingerspuren von Christian KLAR am Fluchtfahrzeug ergaben, um eine "Geldbeschaffungsaktion" der RAF.

Durch die Entschlüsselung schriftlicher Unterlagen aus dem Erddepot der RAF, das am 27. Oktober 1982 aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung in einem Waldgebiet zwischen Gravenbruch und Dietzenbach (Hessen) entdeckt wurde, konnten in der Folge zahlreiche weitere Erddepots der RAF aufgefunden werden. In diesen befanden sich Handfeuerwaffen, Maschinenpistolen, Gewehre und Schnellfeuergewehre sowie Munition und Sprengstoff, eine Vielzahl von Personal- und Kfz-Papieren, Fälschungsmittel sowie eine größere Menge Banknoten aus der Beute des Raubüberfalles in Bochum.

Am 11. November 1982 gelang es, Brigitte MOHNHAUPT und Adelheid SCHULZ an dem bereits erwähnten Depot bei Gravenbruch festzunehmen; am 16. November 1982 konnte Christian KLAR an einem Erddepot im Sachsenwald in der Nähe von Hamburg festgenommen werden.

Die drei Festgenommenen sind verdächtig, an den schwersten Gewalttaten der RAF, u. a. an dem Mord an dem Bankier Jürgen PONTO am 30. Juli 1977 sowie an dem Mord- und Entführungsfall SCHLEYER im September/Oktober 1977, beteiligt gewesen zu sein.

Die Entdeckung der Erddepots sowie die damit verbundenen Verluste im logistischen Bereich und die Festnahme dreier wichtiger RAF-Mitglieder dürfen allerdings nicht zu der Annahme führen, daß die RAF nunmehr endgültig zerschlagen sei. Bisher ist es dieser terroristischen Vereinigung immer wieder gelungen, Einbrüche im personellen oder logistischen Bereich auszugleichen und ihre Handlungsfähigkeit wiederzugewinnen. Die von der RAF ausgehende terroristische Bedrohung dauert an. Ende 1982 lebten 15 bis 20 mutmaßliche RAF-Mitglieder im Untergrund.
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