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Anschlag auf Staatssekretär Hans Tietmeyer

Erklärung vom 20. September und 21.September 1988

Heute haben wir mit dem Kommando Khaled Aker den Staatssekretär im Finanzministerium, Hans Tietmeyer, angegriffen.

Tietmeyer ist Stratege und einer der Hauptakteure im internationalen Krisenmanagement, der auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene die ökonomische Krise des imperialistischen Systems beherrschbar machen und den Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems verhindern will.
Er hat zentrale Funktionen in der Formulierung, Koordinierung und Durchsetzung imperialistischer Wirtschaftspolitik - es gab in den letzten Jahren keine wichtigen wirtschafts- oder währungspolitischen Entscheidungen, an denen er nicht maßgeblich beteiligt war.
Er ist verantwortlich für Völkermord und Massenelend in der 3. Welt.
Als Delegierter bei IWF und Weltbank, GS- und G7-Treffen, Weltwirtschaftsgipfeln (die er seit 1982 als Beauftragter der Regierung vorbereitet hat) entwickelt und forciert er die imperialistische Politik der Vernichtung durch Hunger und Counterinsurgency gegen die Völker in den abhängigen Ländern im Süden - eine Politik, die für die Mehrheit der Menschen Tod und Elend bedeutet, um dem internationalen Kapital Profit und Macht zu sichern.
Er ist verantwortlich für die Verschärfung von Ausbeutung, Verelendung und Unterdrückung in Westeuropa.
In verschiedenen EG-Gremien, auf bilateraler (wie im deutsch-französischen Wirtschafts- und Finanzrat) und auf nationaler Ebene hat er quer durch Westeuropa die Bedingungen für die aggressive Restrukturierung des Kapitals und die Expansion der transnationalen Banken und Konzerne durchgesetzt, was verschärfte Ausbeutung bzw. die Zerstörung der Existenzgrundlage von Millionen Menschen heißt - vor allem in den ärmeren Ländern Südeuropas und in Irland.
Imperialistisches Krisenmanagement bedeutet die Verlängerung und Verschärfung des Elends und der Vernichtung der Menschen in der Metropole und in der 3. Welt. Es ist der Versuch, das bestehende zugespitzte und katastrophale Gleichgewicht im Kräfteverhältnis zwischen Imperialismus und Befreiung, gegen den zunehmenden Druck der Befreiungskämpfe und die inneren Erosionen des Systems, mit allen Mitteln zu stabilisieren und weitere Einbrüche zu verhindern.
Der Imperialismus kann nur noch Destruktivkräfte entwickeln, sein Wiesen ist Zerstörung - er setzt im Weltmaßstab die Vernichtung der Menschen durch Genozid und aufgezwungene Existenz in Sinnlosigkeit und Entwürdigung durch, gegen diese im Kern einheitliche Wirklichkeit, daß die Menschen nirgendwo in diesem System leben können, entwickeln und verstärken sich quer über den Globus die Kämpfe gegen den Imperialismus und für Selbstbestimmung und Menschenwürde.
Diese Identität in Inhalt und Ziel ist die Verbindung der Kämpfenden an allen Abschnitten der internationalen Front, der Prozeß der Einheit, der weltweit reift.
Die Wurzel aller revolutionären und antagonistischen Kämpfe hier in der Metropole ist die Erfahrung, daß in diesem System aus Profit und Macht Leben nicht möglich ist - jeder, dessen Sinne nicht völlig abgestumpft sind, erfährt die Dimension der Zerstörung und Sinnlosigkeit als nackten Angriff auf sieh selbst und alle Ausgebeuteten, erfährt, daß dieses faulende System antagonistisch zu allen eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen von menschlichem und menschenwürdigem Leben ist.
Dagegen ist die Vorstellung von selbst-bestimmtem Leben, die Rückeroberung natürlicher Fähigkeiten und menschlichen Reichtums und das Ziel einer herrschaftsfreien und menschlichen Gesellschaft, in der der Mensch sinnbildendes Zentrum ist, nur möglich und wird real im Kampf für die radikale Umwälzung der gesellschaftlichen Realität.
Im Kampf für die Zerschlagung des Systems müssen diese Werte als aktuelles und zukünftiges Ziel immer wieder neu formuliert und von denen, die kämpfen, erobert und in den Beziehungen hergestellt werden.
Die Identität im Ziel kann und muß als gemeinsames subjektives Moment für die Einheit der Revolutionäre und für die bewußte Vereinheitlichung der revolutionären Kämpfe im westeuropäischen Zentrum bestimmt werden.
Revolutionärer Kampf braucht die Vertiefung der subjektiven und politischen Bewußtseinsprozesse - d. h. die existentiellen Erfahrungen im System zum politischen Begriff der Situation zu bringen, eigene Vorstellungen und Ziele zu bestimmen und sich klar zu werden über die objektiven Bedingungen, also die Macht des Imperialismus, die dagegen steht und gegen die die Umwälzung durchgesetzt werden muß.
Revolutionäre Identität, die bewußte und unumkehrbare Entscheidung dafür, den Kampf für die grundsätzliche Umwälzung der Verhältnisse zum Sinn und Inhalt des eigenen Lebens zu bestimmen ist Voraussetzung und Basis für selbstbestimmte, offensive und kontinuierliche Praxis und gegen Kapitulation und Verrat.
Ziel der revolutionären Kämpfe weltweit ist, die destruktive Entwicklungsrichtung, die der Imperialismus überall durchsetzt, zu stoppen und umzukehren in eine Entwicklung für die Menschen und die konkrete Perspektive auf das Ende imperialistischer Herrschaft und Barbarei zu eröffnen.
Darin hat der Kampf der Front im westeuropäischen Zentrum als Abschnitt der internationalen Front besondere Bedeutung wegen der Zentralität Westeuropas und seiner steigenden politisch-ökonomisch-militärischen Funktion im imperialistischen Gesamtsystem.
Der Kampf gegen konkrete Projekte in der imperialistischen Strategie muß mit dem Ziel geführt werden, ihnen die politisch-materielle Grenze zu setzen, ihre Durchsetzung zu blockieren und zu verhindern, um die Strategien des Imperialismus real zu brechen und den Erosionsprozeß des Systems voranzutreiben.
Die Einheit der Revolutionäre herstellen! Der Kampf im imperialistischen Zentrum in strategischer Einheit mit den Kämpfen in den 3 Kontinenten im Süden führen! Solidarität mit dem Aufstand des palästinensischen Volkes!

Kommando Khaled Aker

Wir haben das Ziel des Angriffs, Tietmeyer zu erschießen, nicht erreicht, weil die Maschinenpistole, mit der zuerst gezielt der Fahrer ausgeschaltet werden sollte, um den Wagen zum Stehen zu bringen, sich verklemmt hat. In diesem Moment waren zwei vom Kommando schon aus ihrer Deckung raus und mußten deshalb versuchen, den Wagen doch noch mit nur einer "pump" zu stoppen - was aber gescheitert ist.

Rote Armee Fraktion, 21.9.88